Schulungsleiter erfuhren viel Neues

Spannendes Referat von Prof. Altjohann und Volker Witte in Coesfeld

Juli 2010

Auch Schulungsleiter können noch eine Menge lernen. Speziell die Autogastechnik entwickelt sich schnell weiter – Saugrohreinspritzung und Direkteinspritzung werden immer mehr an Bedeutung gewinnen. Und so drückten 15 Schulungsleiter für Gasanlagen in Kraftfahrzeugen aus ganz Deutschland eine Woche lang in der Akademie des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (TAK) in Coesfeld selbst die Schulbank, um sich über nagelneue Entwicklungen zu informieren und den aktuellen Stand der Autogasforschung zu erfahren.

Als Experten waren unter anderem Prof. Dr. Harald Altjohann und der Wissenschaftliche Mitarbeiter Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Volker Witte vom Projekt CO2-100minus eingeladen worden. In einem mehrstündigen Vortrag mit anschließender Diskussion stellten die beiden die verschiedenen Forschungsprojekte an der HTW Saarland vor. Neben der Autogastechnik (zum Beispiel im Projekt CO2-100minus und Forschungen zur Additivierung) befasst sich die Forschungsgruppe Automotive Powertrain rund um den Motor mit Abgasreinigung, Brennverfahren, Messtechnik, Funktionsentwicklung und der Entwicklung von Steuergeräten.

Anschließend wurden die physikalischen und chemischen Unterschiede zwischen LPG und Benzin herausgearbeitet und belegt. Nur wer diese Unterschiede genau kennt, könne Autogasanlagen optimal an den Motor anpassen, erläuterte Prof. Altjohann. Gleiches gilt auch für die Grundlagen der Thermodynamik. Das Wissen darüber sei Standard für Motoringenieure, in den Lehrplänen für Kfz-Mechatroniker sei es dagegen nicht vorgesehen. Entsprechend bestanden sehr unterschiedliche Ansichten bei den Seminarteilnehmern über das Brennverhalten von Autogas. Altjohann und Witte konnten hier wissenschaftliche Präzision in die Diskussion bringen. Damit einher geht auch die Druckindizierung eines Autogasmotors – sie wurde unter anderem an der HTW durchgeführt – die für die Teilnehmer wirklich neu war. «Das ist für uns ein wichtiges Grundverständnis, das vorhanden sein muss», stellt Witte fest.

Zusammengefasst lässt sich aus dieser Untersuchung des Zylinderinnendruckes ein steilerer Druckgradient im Gasbetrieb erkennen, und somit eine schnellere Brenngeschwindigkeit des Gases ableiten. Die Gleichraumverschiebung des thermodynamischen Prozesses führt zu einer Erhöhung des thermodynamischen Wirkungsgrades, wodurch eine teilweise Kompensation des Liefergradverlusts bei gasförmiger Einblasung erreicht wird. Der Leistungsverlust bei Gaseinblasung ist also geringer als von den meisten erwartet.

Ferner erläuterten Altjohann und Witte, dass der höhere Spitzendruck im Gasbetrieb eine höhere Maximal- bzw. Verbrennungstemperatur bewirke, wobei die exakte thermodynamische Berechnung noch offen sein. Durch die größere Effizienz ergebe sich aber im Gasbetrieb ein niedriger Druck bei Öffnung des Auslassventils und somit ein kälteres Abgas.

«Eine Schulung auf so hohem Niveau gestalten und durchführen zu dürfen, ist auch für unsere Bildungsstätte nicht selbstverständlich», freut sich Organisator Stephan Kober, der selbst Schulungsleiter für Gasanlagenprüfungen (GAP) und Gassystemeinbauprüfungen (GSP) sowie Sachverständiger für Gasfahrzeuge ist. «Über die Trainer als Multiplikatoren steigt bei Umrüstbetrieben das Wissen um die Vorgänge im Innern eines Verbrennungsmotors. Damit gewinnt die Qualität der Gasanlagen-Einbauten, und höhere Qualität führt zu mehr Akzeptanz für Autogasfahrzeuge», sind sich Altjohann und Witte sicher.

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Mehr über das Potenzial eines umgerüsteten Autogas-Fahrzeugs: «Projekt v300plus – GANZ FLÜSSIG GAS GEBEN»