Mobiler Fahrroboter gibt Gas

Weniger Aufwand durch Entwicklung an der HTW Saarland

9. Juni 2009

Wissenschaftliche Untersuchungen müssen reproduzierbar sein. Daher stand ein Fahrzeug-Dynamometer – also ein Fahrroboter – schon lange auf dem Wunschzettel für das Labor für Verbrennungskraftmaschinen von Prof. Heinze. Doch in Zeiten knapper Mittel ist Kreativität gefragt. Praktisch als Nebenprodukt der Forschungen für das Projekt CO2-100minus entstand so ein vergleichsweise preiswerter Fahrroboter, der zudem noch einen entscheidenden Vorteil hat: Er ist mobil einsetzbar.

«Man kann ihn in den Kofferraum werfen und überall nutzen», formuliert salopp Student Jan Thies, der über Grenzen und Möglichkeiten des «Testpiloten» sogar seine Bachelor Thesis geschrieben hat. Der metallene Kollege besteht im Wesentlichen aus Aluminium-Streben aus dem Messebau, die direkt auf dem Fahrersitz miteinander verschraubt mit dem Sitz verspannt werden. Für das Betätigen von Gas– und Bremspedal gibt es ein cleveres Bauteil: Die Studenten montierten Stellmotoren, mit denen sonst Satellitenschüsseln punktgenau ausgerichtet werden, an die Streben. Entsprechend präzise kann Jan Thies über ein Laptop Gas geben und bremsen, indem er einfach die Stellmotoren ansteuert. «Die Motoren kosten nicht einmal 100 Euro, während die sonst üblichen Bauteile der Industrie mit über 1000 Euro zu Buche schlagen würden», rechnet Prof. Heinze vor. Ein Paradebeispiel, wie praxisnahe Ausbildung an der HTW gelebt wird. Mehrere tausend Kilometer haben die drei Versuchsfahrzeuge schon mit dem Fahrroboter zurückgelegt, ohne dass sie sich real auch nur einen Zentimeter im Labor für Verbrennungskraftmaschinen bewegt haben.

Im Prinzip ließe sich mit dem Fahrroboter sogar der Neue Europäische Fahrzyklus (NEFZ) fahren, der Basis für Verbrauchsberechnungen und auch Abgasemissionen von PKW ist. «Das wäre dann möglich, wenn wir Versuchsfahrzeuge mit Automatik-Getriebe hätten», erklärt Thies. So aber müsste ja ab und zu geschaltet werden und dafür ist der Prototyp (noch?) nicht ausgerüstet. Es wäre auch deutlich aufwändiger, denn neben einem weiteren Stellmotor für das Kupplungspedal würde auch ein Gestänge zum Schaltknüppel nötig.

Für die Untersuchungen von Prof. Heinze und seinen Studenten indes reicht der aktuelle Fahrroboter aus. Sie machen in erster Linie relative Messungen über den CO2-Ausstoß im Benzin– und anschließend im Autogas-Betrieb. Entscheidend dabei ist, dass das Fahrprofil mit beiden Kraftstoffen exakt identisch ist. Irgendwelchen Normen braucht es während der Studien nicht entsprechen. Ganz zum Schluss des Projektes CO2-100minus werden die Fahrzeuge ohnehin an ein unabhängiges Prüflabor gegeben. Das stellt dann auf ein Gramm genau fest, wie viel CO2 aus dem Auspuff kommt. Doch schon jetzt ist Prof. Heinze sicher: «Wir kommen unter 100 Gramm pro Kilometer.»

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